Interview zu paydirekt mit Herrn Donat Asbach, Vorstand der Allgäuer Volksbank.
Interview paydirekt
Kempten, 11.06.2016
Kempten/Allgäu Für immer mehr Kunden gehört Einkaufen im Internet heute zum Alltag. Ob Bücher, Schuhe, Elektroartikel, Wein, Süßigkeiten, Filme: Ein paar Klicks – und die Ware ist bestellt. Für die finanzielle Abwicklung bietet sich ein Online-Bezahlverfahren an. Marktführer auf diesem Sektor ist das US-amerikanische Unternehmen PayPal. Dem Branchen-Primus haben in Deutschland nun die Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken ein eigenes Online-Bezahlsystem entgegengesetzt: Paydirekt. Federführend mit von der Partie bei der Entwicklung dieses Systems ist Donat Asbach (54), Vorstand der Allgäuer Volksbank Kempten-Sonthofen. Wir sprachen mit dem 54-Jährigen über Paydirekt, das bereits viele Bankkunden in der Region nutzen können:
Wie kommt ein Bankfachmann aus dem Allgäu fernab der Finanzmetropole Frankfurt dazu, bei der Entwicklung eines bundesweiten Online-Bezahlsystems an vorderster Stelle mitzuwirken?
Asbach: Im Fachrat Zahlungsverkehr des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken bin ich stellvertretender Vorsitzender. Da gehört dieses Thema zu meinen Aufgaben.
PayPal funktioniert doch. Wieso investieren deutsche Banken und Sparkassen viel Geld in die Entwicklung eines Konkurrenzproduktes?
Asbach: Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Welt wird zunehmend digitaler. Bereits 2014 haben ein Drittel der Konsumenten mehr als 50 Prozent ihrer Einkäufe zu Weihnachten im Internet getätigt. Tendenz stetig steigend. Jeder vierte Online-Einkauf wurde dabei mit PayPal getätigt. Die anderen Einkäufe werden bevorzugt mit klassischen Bezahlverfahren – zum Beispiel Kauf auf Rechnung/Überweisung, Kreditkarte, etc. getätigt.
Warum ist das so?
Asbach: Sicherheit spielt hier für diese Kunden eine große Rolle. Sie möchten die Hoheit über ihre Bankdaten keinen Dritten überlassen und/oder im Web hinterlegen. Ein Beispiel: Alle Transaktionen bei PayPal laufen auf einem amerikanischen Server. Wir wissen, dass viele unserer Kunden damit ein Problem haben. Stichwort Datensicherheit. Das war uns Banken Antrieb, für unsere Kunden ein entsprechendes Bezahlverfahren zu schaffen.
Paydirekt bietet mehr Sicherheit als ähnliche Systeme?
Asbach: Paydirekt unterliegt den deutschen Datenschutzrichtlinien und dem deutschen Bankenstandard, die strenger sind als in vielen anderen Ländern.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Asbach: Während in manch anderen Systemen der Händler bei Online-Transaktionen Informationen über das Kundenverhalten erfährt, sind bei Paydirekt die Daten auf dem Kundenkonto nicht einsehbar.
Das ist schön für die Kunden, die dann hinterher nicht mit gezielter Werbung zugemüllt werden. Aber was hat die Bank davon?
Asbach: Wir haben zufriedene Kunden, die sich bei uns durch die Sicherheit beim Online-Handel gut aufgehoben fühlen. Und das Ganze ist natürlich auch eine gute Geschäfts-Chance.
Wie finanziert sich Paydirekt?
Asbach: Für die Käuferkunden ist Paydirekt kostenfrei. Ein Händler, der mit Paydirekt arbeitet, zahlt der Bank einen gewissen Betrag vom Umsatz der online verkauften Ware.
Wie hoch ist dieser Betrag über den Daumen gepeilt?
Asbach: Wir wollen günstiger sein als zum Beispiel PayPal. Die Konditionen verhandeln aber die Käuferbanken mit jedem Kunden individuell. Von daher kann ich Ihnen keine Indikation nennen.
Welche Vorteile hat ein Händler, wenn er bei Paydirekt mitmacht?
Asbach: Banken bleiben als vertrauter Partner für die Zahlungsverkehrsabwicklung erhalten. Er hat eine unmittelbare Zahlungsgarantie. Und die technische Anbindung ist einfach. Die Transaktion läuft ferner sofort nach dem Kaufabschluss. Der Händler hat also schnell sein Geld auf seinem Konto. Wir garantieren keinen Verkauf von Warenkorbinformationen an Dritte, so hat der Händler bei uns einen garantierten Geschäftsschutz.
Wie sieht es mit dem Jugendschutz aus? Manche Ware, die online angeboten wird, ist nicht jugendfrei ...
Asbach: Paydirekt bietet eine Altersverifikation. Der Händler kann also kontrollieren, ob ein Käufer schon 18 Jahre alt ist. Dabei möchte ich aber auch wieder den Datenschutz hervorheben. Der Händler erhält nur die Info, ob der Kunde die angefragte Altersgrenze erreicht hat, das Geburtsdatum wird nicht übergeben.
Und wenn gelieferte Waren beschädigt oder fehlerhaft sind, wie läuft dann bei Paydirekt die finanzielle Abwicklung bei Rücksendungen?
Asbach: Mit dem Paydirekt Käuferschutz sind die Einkäufe von Waren (beweglichen Sachen) geschützt. Der Kunde kann die Reklamation direkt über sein Paydirekt-Profil vornehmen. Der Händler ist verpflichtet, gegenüber Paydirekt einen Liefernachweis zu erbringen. Kann er dies nicht tun, wird dem Kunden der Betrag der nicht erhaltenen Ware erstattet. Es gibt bei Paydirekt ein eigenes Team für die Schadensabwicklung.
Wie viele Banken im Allgäu machen bereits mit bei Paydirekt?
Asbach: So gut wie alle Volksbanken und Raiffeisenbanken. Seit Kurzem bietet das auch die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim an. Und natürlich die großen Geld-Institute Deutschen Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank. Deutschlandweit sind es über 900 Genossenschaftsbanken. Das entspricht 96 Prozent.
Wie viele Kunden haben sich schon für Paydirekt angemeldet?
Asbach: In Deutschland seit der stufenweisen Einführung von Paydirekt im vergangenen Herbst mehr als eine Viertel Million.
Und wie sieht es auf der Händlerseite aus?
Asbach: Aktuell sind mehr als 70 Shops angebunden. Darunter sind so bekannte wie der Haribo-Onlineshop, Alternate oder Elektro Wagner. Zuletzt hat die Metro Group, zu der Media Markt und Saturn gehören, angekündigt, bald Paydirekt anbieten zu wollen.
Rein praktisch: Wie funktioniert für einen Kunden Paydirekt?
Asbach: Wer einmal bei seiner Bank für Online-Banking registriert ist, braucht nur den Benutzernamen und ein Passwort. Drei Schritte genügen: Erstens Paydirekt auswählen, zweitens Benutzernamen und Passwort eingeben, drittens Zahlung bestätigen.
Das geht vorerst noch vom eigenen PC aus. Wie sieht es unterwegs mit Handys aus?
Asbach: Grundsätzlich können unsere Kunden auch heute schon, in Abhängigkeit zum jeweiligen Sicherheitsverfahren der Bank, mit jedem mobilen Device –also Smartphone oder Tablet - einkaufen und mit Paydirekt zahlen, wenn der Händler Paydirekt als Zahlverfahren anbietet. Wir sind aber gerade dabei, mobiles Zahlen vom Smartphone aus über Paydirekt komfortabler und für alle zugänglich zu gestalten. Das ist nur eine Frage der Zeit.