Geldanlage: Gewerbekunden müssen ab 250 000 Euro zahlen
Auch die Volksbank verlangt jetzt Strafzinsen
Allgäuer Zeitung, 13.03.2017
Kempten Die Allgäuer Volksbank bleibt weiter auf Wachstumskurs. Die Vorstände Klaus Peter Wildburger und Donat Asbach freuen sich über ein Plus bei Bilanzsumme, Einlagen und Krediten. Doch das Geschäft wird für die Genossenschaftsbank nicht einfacher. Wegen neuer Richtlinien bei Immobilienkrediten sank die Nachfrage im privaten Wohnungsbau um 20 Prozent. Seit 1. Januar verlangt das Bankhaus sogenannte Negativzinsen im gewerblichen Bereich. Wer als Unternehmer mehr als 250 000 Euro auf der hohen Kante hat, zahlt dafür 0,4 Prozent Strafzinsen.
Das gelte aber nur für Firmenkunden, sagt Asbach: "Wenn ein Privatmann bei uns eine Million einzahlt, übernehmen wir die Kosten für die Europäische Zentralbank. Das sind immerhin 4000 Euro." Aktuell stehen bei der Bank 342 Millionen Euro Kundeneinlagen in den Büchern, das sind acht Prozent mehr als noch 2015. Dazu kommen noch einmal 200 Millionen Kundengelder in Depots, Fonds, Versicherungen und Bausparkonten. Vor zwei Jahren waren es 14 Millionen weniger.
Asbach bezeichnet das Firmenkunden- und Anlagegeschäft als sehr personalintensiv. Doch die neuen Kreditvorgaben für private Häuslebauer und Wohnungskäufer erwiesen sich als Hürde bei der Neuvergabe. "Inzwischen sind zwei bis drei Termine plus Aufarbeitung notwendig, das macht zehn Stunden pro Beratung", sagt Asbach. So sank die Zahl der Kreditzusagen von 38 auf 30 Millionen Euro. Das Zinsniveau bei Baukrediten über zehn Jahren liege aktuell bei 1,5 Prozent.
Aber auch bei den gewerblichen Investitionen gab es weniger Nachfrage: Hier sanken die Neuausgaben von 45 auf 31 Millionen und damit um 30 Prozent. Bei den Wohnungskrediten hat die 1870 gegründete Genossenschaftsbank seit Jahren keine Ausfälle mehr, sagt Wildburger: "Versteigerungen sind inzwischen sehr selten."
Insgesamt summieren sich die Kundenkredite auf 274 Millionen Euro und liegen damit um 3,3 Prozent über dem Vorjahr. Zusammen mit den vermittelten Krediten von Versicherungen Bausparkassen stehen in der Bilanz 355 Millionen Euro betreute Kundenkredite. Die Bilanzsumme wurde von 442 auf 462 Millionen Euro gesteigert und das Eigenkapital erhöhte sich von 34 auf 36 Millionen Euro.
Das Online-Giro-Konto kostet im Monat 4,90 Euro, das normale Girokonto drei Euro mehr. Der Trend zum Online-Banking hält auch bei der Volksbank an. Das Angebot zum mobilen Bezahlen und der Überweisung von Handy zu Handy nimmt immer mehr zu. "Wir registrieren auch viele Wertpapier- und Fonds-Käufe über das Internet", sagt Asbach.
Zu den 110 Mitarbeitern gehören neun Auszubildende. Ihnen winkt in der Regel die Übernahme", sagt Wildburger. Auf die zweieinhalbjährige Ausbildung folgt meist eine Qualifizierung bis zum diplomierten Bankbetriebswirt.
Wie hoch die Dividende für die Mitglieder ausfällt, beschließt die Vertreterversammlung im Mai.