Oberallgäu/Kempten - Die Politik macht Druck, aber viele Unternehmen sind schneller. Eine ganz Reihe von Betrieben im Oberallgäu und in Kempten bieten ihren Mitarbeitern, die nicht im Homeoffice sind, bereits Corona-Schnelltests an. Bisher sind sie freiwillig. Doch sie könnten zur Pflicht werden. Wir fragten nach, welche Teststrategien die Unternehmen in der Region haben und ob auch ihre Betriebsärzte impfen könnten.
Mehr Sicherheit am Arbeitsplatz
Corona - Es gibt keine Pflicht, Mitarbeitern Schnelltests anzubieten. Doch viele Unternehmen haben eigene Strategien entwickelt
- Dachser Kempten: "Sollte es gesetzliche Vorgaben zur Durchführung von Tests geben, werden wir diese selbstverständlich umsetzen", berichtet Unternehmenssprecher Christian Weber. Für die Durchführung von Antigen-Schnelltests "bauen wir professionelle Strukturen mit externen Partnern auf." Sofern die Betriebsärzte bei Dachser Impfstoff in ausreichender Menge erhalten, "wollen wir unserer Belegschaft, und nach Möglichkeit auch ihren Familienmitgliedern, die im selben Haushalt leben, eine Impfung direkt bei Dachser anbieten."
- Allgäuer Volksbank Kempten: "Wir werden ab dieser Woche ein Angebot von jeweils zwei arbeitgeberfinanzierten Selbsttests für alle Angestellten, die regelmäßig im Bankgebäude tätig sind, anbieten", lässt Vorstand Klaus Peter Wildburger wissen. Von einer allgemeinen Testpflicht "halten wir auch vor dem Hintergrund zahlreicher ungeklärter rechtlicher Fragestellungen nichts." Erst wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, werde man sich dann auch mit dem Impfen beschäftigen.
- BHS Sonthofen: "Bei uns gibt es bereits seit vergangenem Oktober Schnelltests", berichtet Ann-Kathrin Meyer, Assistenz der Geschäftsleitung. Sogenannte PCR-Tests werden sogar seit Mai 2020 angeboten. "Viele Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit. Auch die, die im Homeoffice sind, selbstverständlich auf freiwilliger Basis", betont Meyer. Geschultes Personal nimmt die Tests vor. Für verpflichtende Tests sei das Unternehmen gut aufgestellt und "befürwortet diesen Weg". Impfungen durch den Betriebsarzt seien ebenfalls möglich.
- Geiger Oberstdorf: " In unserer Unternehmensgruppe werden seit vergangener Woche allen Mitarbeitenden regelmäßig Selbsttests angeboten", sagt Christof Schneider. Er leitet das Corona-Lagezentrum des Oberstdorfer Unternehmens. "Seit Beginn der Pandemie übernehmen wir die Kosten für beruflich notwendige Tests." Die Selbsttests werden von den Mitarbeitern eigenständig durchgeführt. Eine Testpflicht für Arbeitgeber unterstützt die Geiger-Gruppe nicht, "da es organisatorisch für eine Unternehmensgruppe mit unserer Struktur an vielen Standorten in sehr weitem Umkreis kaum darstellbar ist", erläutert Schneider.
- Landratsamt Oberallgäu: "Als Arbeitgeber stellt der Landkreis seinen Mitarbeitenden entsprechende Selbsttests kostenlos zur Verfügung, verbunden mit der Bitte, sich damit zwei mal pro Woche zu testen, um die Arbeitssicherheit im Haus zu erhöhen", sagt Pressesprecher Andreas Kaenders. Die Erfahrungen bisher seien sehr gut. "Es machen erfreulicherweise sehr viele mit." Um das Impfen kümmert sich jeder selbst. Das Impfzentrum befinde sich "ja quasi um die Ecke".
- Bosch Blaichach: Das Unternehmen stellt regelmäßig Covid-19 Antigen Schnelltests zur Verfügung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben laut Pressesprecherin Christina Claasen mindestens einmal die Woche die Möglichkeit, einen Antigen-Selbsttest zu nutzen, je nach lokaler Situation sogar täglich. Auch am Standort in Blaichach. "Wir beginnen mit der Verteilung der Selbsttests nach Ostern", sagt Claasen. Geplant sei auch, für die Mitarbeitenden Covid-19-Impfungen auf freiwilliger Basis anzubieten.
- Stadt Sonthofen: Im Rathaus seien schon seit mehreren Monaten Schnelltests vorrätig, sagt Pressesprecherin Kerstin Spiegelt. Diese seien bis jetzt bei Verdachtsfällen zum Einsatz gekommen. "Ab dieser Woche bieten wir unseren Mitarbeitenden einmal pro Woche einen freiwilligen Schnelltest an. Wir arbeiten hier mit örtlichen Apotheken zusammen und hoffen auf breite Akzeptanz." In den Kitas laufen die Tests bereits. Dort testet sich das Personal zweimal wöchentlich. Die Tests sind freiwillig, werden aber sehr gut angenommen, berichtet die Pressesprecherin. "Sobald die Voraussetzungen durch die Regierung geschaffen werden, könnte unsere Betriebsärztin dann auch zügig Corona-Impfungen durchführen."
- Energieversorgung Kleinwalsertal: "Wir bieten seit drei Wochen Selbsttests an, wenn wir Präsenztermine haben", sagt Geschäftsführer Stefan Nitschke. Die Erfahrungen seien sehr positiv. "Verpflichtende Tests begrüßen wir, jedoch sollte dann auch über die Kostenverteilung gesprochen werden."