Immobilienpreise bleiben oben

Prognose - Was Bankchefs dieses Jahr neben Nullzinsen erwarten: Das Handwerk ist ausgelastet, die Gästebranche hat Chancen und für den Handel bleibt es schwer. Allgemeine Herausforderung ist es, gute Arbeitskräfte zu halten.

Oberallgäu/Kempten Steigen oder fallen die Zinssätze? Werden Gold und Benzin noch teurer? Die Zukunft vorhersagen können auch Allgäuer Bankchefs nicht. Und während einer globalen Pandemie sind solide Prognosen schwerer denn je. Doch die Finanzprofis haben zumindest Vorstellungen, wie sich die wirtschaftliche Lage in der Region entwickeln könnte.

  • Arbeitsmarkt: Heribert Schwarz (Sparkasse Allgäu) nennt den Fachkräftemangel eine Herausforderung des Jahres 2022. "Der Arbeitsmarkt ist für qualifizierte Kräfte weiter aufnahmefähig." Heinrich Beerenwinkel (Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu) spricht von der "großen Herausforderung für mehr oder weniger alle, gute Arbeitskräfte zu halten oder zu gewinnen" - auch für Gastronomie und Hotellerie.
  • Einzelhandel: "Der Handel leidet zumindest während der Wintermonate weiter an den Zugangsbeschränkungen", sagt Klaus Peter Wildburger (Allgäuer Volksbank). Beerenwinkel sieht eine schwierige Situation, "da die Bedeutung des Internethandels auch durch Corona weiter zugenommen hat". Allerdings müsse man nach Regionen und Urlauberaufkommen differenzieren. Nachholeffekte könnten sich positiv auswirken. "Die Händler sind jedoch gefordert, teilweise neue Wege zu gehen, um Attraktivität und Qualität zu erhöhen."
  • Handwerk: Wildburger und Beerenwinkel sehen Handwerk und Bau ausgelastet. Auch, weil energetische Sanierungen hohen Stellenwert haben. Problem sei die Preisentwicklung, getrieben durch massiv verteuerte Rohstoffe und Lieferengpässe.
  • Immobilien: Wildburger erwartet steigende Preise. Das Allgäu sei Zuzugsregion, der Zins niedrig und das Neubauvolumen zu gering. Ähnlich Schwarz: "Der Wunsch einer eigenen Immobilie ist weiter da - die Bau- und Kaufpreise werden auf hohem Niveau bleiben."
  • Konjunktur: Sie bleibe im Winter durch lokale Einschränkungen wegen des Infektionsgeschehens belastet, fürchtet Dieter Sentner (Volksbank Immenstadt). Insgesamt sollten "die Anstrengungen hinsichtlich der grünen Transformation die Konjunktur aber beleben", könnten jedoch auch zu Engpässen bei Rohstoffen und Handwerkerleistungen führen. "Omikron, geopolitische Spannungen, die Kosten der Dekarbonisierung und Digitalisierung sowie eine höhere Inflation als erwartet" - das nennt Schwarz als große Themen der Wirtschaft. Es bleibe eine unsichere und volatile Zeit.
  • Landwirtschaft: Beerenwinkel sieht die Landwirtschaft wegen zu niedriger Milchpreise unter Druck. "Es wäre schön, wenn mehr die Qualität heimischer Produkte über die Preise honorieren würden."
  • Tourismus: Wildburger erwartet aufgrund des Trends zu Urlaub im Inland gute Auslastung von Hotellerie und Gastronomie - sofern es keine nennenswerten Lockdowns gebe. Das sieht Schwarz ebenso. Und auch Beerenwinkel schätzt die Perspektiven positiv ein, selbst wenn die Corona-Entwicklung nicht absehbar sei. Die Nachfrage werde hoch bleiben, da Auslandsreisen mit deutlich mehr Unsicherheitsfaktoren verbunden sind. Die Verkehrslenkung bleibe aber eine Herausforderung.
  • Veranstaltungen: Schwarz fordert: "Alle Kulturschaffenden, die Sport- und Eventbranche brauchen verlässliche und mögliche Konzepte für einen ausgelasteten Betrieb - und dann ein begeistertes Publikum."
  • Zinsen: Sentner sieht höhere Zinsen in weiter Ferne. Die Zinspolitik in Europa habe sich etwas von Amerika abgekoppelt. Öffentliche Haushalte könnten durch ihre expansive Verschuldung kaum höhere Zinsen verkraften. Das Umfeld sei auch 2022 gut genug für Aktienanleihen. Größte Gefahr für die internationalen Kapitalmärkte seien steigende Zinsen - und da lauere die Gefahr in Amerika, betont Sentner. Auch Wildburger erwartet, dass es beim Sparzins auf Null-Niveau bleibt. Allerdings dürften langfristige Zinsen für Immobiliendarlehen anziehen.