Kempten In wenigen Tagen holt die Allgäuer Volksbank die Feier zu ihrem 150. Geburtstag mit Mitgliedern und Kunden nach. Im Kemptener Stadttheater können die beiden Vorstände Klaus Peter Wildburger und Donat Asbach dann nicht nur auf anderthalb Jahrhunderte Bankhistorie, sondern auch auf ein erfolgreiches Jahr 2021 anstoßen. Das betreute Kundenvolumen aus Anlagen und Krediten stieg auf fast 1,2 Milliarden Euro. Die Genossenschaft ist weiter Motor für Investitionen: Im Vorjahr wurden fast 100 Millionen Euro für privaten Wohnungsbau und Unternehmen ausgeliehen.
"Wir erleben jeden Tag das große Vertrauen unserer Kunden in ihre regionale Bank", sagt Wildburger. Zwar nehme das Online-Banking weiter zu. Doch wenn es um wichtige Entscheidungen gehe, hätten die meisten Kunden das Bedürfnis nach persönlichen Gesprächen. Dazu zähle neben dem Kreditgeschäft die Anlageberatung. "Wir empfehlen einen Mix aus Immobilienfonds, globalen Aktienfonds und Anlagen wie Gold", sagt Asbach. Im Vorjahr erwirtschafteten die Mitarbeiter ein Betriebsergebnis von rund 4 Millionen Euro. Davon gehen 2,4 Millionen in das Eigenkapital (gesamt 45,3 Millionen Euro), ein Teil fließt als Steuerzahlungen ab. Der Rest wird als Dividende an die über 8.000 Mitglieder ausgeschüttet.
Im Kreditgeschäft zeigen sich die Kunden vorsichtiger. 2020 lagen die Neukreditzusagen bei 127 Millionen Euro. "Das war der höchste Wert seit 20 Jahren", sagt Vorstand Wildburger. Im Vorjahr gab es 54 Millionen Euro Kredite für den privaten Wohnungsbau (der bislang keinen Dämpfer erlebt habe) und 45 Millionen für gewerbliche Investitionen.
Wildburger sieht große Herausforderungen auf den Wohnungsbau zukommen: "Kempten bleibt eine Zuzugsregion, auch dank Zugpferden wie Dachser, Liebherr, Edelweiss oder dem Klinikum." Der Mietwohnungsbau laufe nicht schlecht, aber bei Eigentumswohnungen sei die Preisentwicklung schwer abzuschätzen. Als Gründe nannte der Vorstand die Preise für Rohstoffe: "Es gibt aktuell nur Tagespreise für Holz oder Stahl, da kann kein Bauträger vernünftig kalkulieren." Momentan kosteten Reihenhäuser 600.000 Euro und mehr: "Das können junge Paare nur noch mit Hilfe ihrer Familien stemmen."
Der Kaufpreis von Eigentumswohnungen im Top-Segment liege inzwischen übrigens bei bis zu 9.500 Euro pro Quadratmeter.
Asbach verweist auf den Ukraine-Krieg, die Entwicklung der Inflation und die damit verbundene Zinssteigerung: "Vor einem Jahr konnten wir Kredite mit zehnjährigem Festzins für 1,3 Prozent anbieten." Einen Vorteil sieht er in der Zinserhöhung: "Momentan zahlen Privatleute Negativzinsen ab 100.000 Euro, das könnte bald vorbei sein."
Die Allgäuer Volksbank hatte sich schon vor der Pandemie mit flexiblen Arbeitszeitmodellen befasst und viele Mitarbeiter im Homeoffice beschäftigt. Für Wildburger gibt es künftig neue Arbeitszeitmodelle: "Wir werden vermutlich zu 40 Prozent mobile Arbeitsplätze anbieten, die Kollegen werden von unterwegs oder von zu Hause aus arbeiten." Der Personalstand an sich sei stabil.