Aktion "Geldumschlag"

So möchte die Kemptener Kripo vor Callcenterbetrügern schützen

Kreisbote Kempten - Der Apparat klingelt. Man nimmt ab. Am anderen Ende der Leitung ist eine junge Frau. Sie schluchzt, sie weint. Man möchte ihr helfen. "Oma", sagt sie, "ich habe einen Menschen überfahren." Das ist kein Anfang eines schlechten Krimis. Das ist eine mögliche Täuschung der Callcenterbetrüger. Diesem Phänomen möchte die Kriminalpolizei Kempten mit der Aktion "Geldumschlag" entgegen wirken. 

20.000 dunkelblaue Kuverts werden nun den Allgäuer Geldinstituten zur Verfügung gestellt. Auf den Umschlägen wird vor den Callcenterbetrügern gewarnt. Jeder der einen größeren Geldbetrag abhebt, bekommt das Geld in einem der Umschläge ausgehändigt. Die Hoffnung ist, die Opfer der Betrüger so noch vor der Geldübergabe stoppen zu können.

Der Enkeltrick wird immer beliebter. Im letzten Jahr erbeuteten die Callcenterbetrüger über 700.000 Euro im Bereich Schwaben Süd/West, teilt die Polizei mit. Für das aktuelle Jahr soll sich der Beuteschaden mehr als verdoppeln. Josef Ischwang, Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Kempten, attestiert den Betrügern aus dem Callcenter "Schauspielerqualitäten". Auch die Gesprächsführung sei professionell, sagt Christoph Stachel von der Kriminalpolizei Kempten. In den Gesprächen wird der psychische Druck auf das Opfer ständig erhöht und eine Lösung angeboten: die Geldübergabe. In den "erfolgreichen" Fällen reichen meist drei bis vier Gespräche aus, um das Opfer zur Geldübergabe zu bewegen. Die Betrüger, die das Geld oder den Schmuck abholen, sind nur die kleinen Fische. "Die eigentlichen Drahtzieher verstecken sich im Ausland", sagt Ischwang, "und treten nach außen als legale Firmen auf." Das manche es schwierig, an die Täter heranzukommen. "Die Betrüger setzen auf das Prinzip der Masse", sagt Ischwang. Das scheint die Polizei mit den 20.000 Kuverts nun auch zu tun.