Die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu und die Allgäuer Volksbank Kempten-Sonthofen wollen fusionieren. Beide betreuen dasselbe Geschäftsgebiet. Warum die Häuser verschmelzen möchten und was das für Kunden bedeutet.

Kempten/Sonthofen Im Allgäu bahnt sich die nächste Banken-Hochzeit an: Die Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu und die Allgäuer Volksbank Kempten-Sonthofen planen bis Mitte 2024 ihre Fusion. Das gaben die Vorstände beider Häuser in einem Gespräch mit unserer Redaktion bekannt. Die Aufsichtsräte hätten vor kurzem den Weg für Verhandlungen freigemacht, sagt Heinrich Beerenwinkel, Vorstandssprecher der Raiffeisenbank. Sitz der künftigen "VR-Bank Kempten-Oberallgäu" werde Kempten sein. Zuerst müssten jedoch die Vertreter beider Genossenschaftsinsitute den Weg für die Bankenehe frei machen. Das soll Anfang 2024 geschehen.

Schon seit längerem hätten beide Häuser über einen Zusammenschluss nachgedacht, erläutert der amtierende und künftige Vorstandssprecher Beerenwinkel. Schließlich teilten beide dieselbe Grundphilosophie und operierten im identischen Geschäftsgebiet - Letzteres eine bayernweit einmalige Situation. Dass bis Ende 2026 neben Beerenwinkel auch die Vorstände Klaus Peter Wildburger und Donat Asbach (beide Allgäuer Volksbank) in Ruhestand gehen werden, habe die Fusionspläne beschleunigt. "Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört", freuen sich Wildburger und Asbach.

Trotz unterschiedlicher Bilanzgrößen sehen sich die um 1900 gegründete Raiffeisenbank und der kleinere Partner Volksbank (sie reicht bis 1870 zurück) auf Augenhöhe. "Wir hatten keinen Handlungszwang", betont Wildburger - auch wenn Digitalisierung oder die stetig zunehmenden Auflagen der Bankenaufsicht für kleinere Häuser immer mehr Herausforderungen bedeuteten.

Die künftige VR-Bank zähle mit einer Bilanzsumme von fast drei Milliarden Euro, 26 Geschäftsstellen und gut 400 Mitarbeitern zu den drei größten Genossenschaftsinstituten in Schwaben. "Das gibt uns mehr Handlungsspielraum", sagt Wildburger. So lasse sich dank höherer Eigenkapitalquote die Bewegungsfreiheit bei der Kreditvergabe steigern, was gerade für mittelständische Unternehmen wichtig sei. Und es lohnt sich laut Asbach, spezielle Aufgaben nicht mehr extern "einzukaufen", sondern dafür selbst Spezialisten vorzuhalten - etwa im IT-Bereich.

"Die Fusion wird zu keinen betriebsbedingten Kündigungen führen", betont Raiba-Vorstand Wilhelm Oberhofer. Nicht einmal die natürliche Fluktuation soll zum Personalabbau genutzt werden, ergänzt Vorstandskollege Dieter Schaidnagel. In Zeiten des Fachkräftemangels solle jeder der derzeit 406 Beschäftigten an Bord bleiben. "Wir können allerdings nicht garantieren, dass alle am gleichen Standort arbeiten können", schränkt Beerenwinkel ein.

Apropos Standorte: Im Bereich der Volksbank bleibt laut Donat Asbach fast alles wie gehabt, inklusive der denkmalgeschützten Hauptstelle am Kemptener Rathausplatz. Lediglich hinter der Filiale Oberstdorf stehe ein Fragezeichen. Bei der Raiffeisenbank werde nun "intensiv über das Filialnetz nachgedacht", erläutert Beerenwinkel. Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf blieben in jedem Fall Standorte mit besonderer Bedeutung. Und leichtfertige Veränderungen seien ohnehin tabu.

Wichtig für Kunden beider Häuser: Sie sollen ihre Ansprechpartner behalten. "Und wir wollen weiter kurze Entscheidungswege bieten", sagt Oberhofer. Die Kunden der Volksbank müssen sich jedoch ab Herbst 2024, wenn die technische Fusion ansteht, mit neuen Kontonummern anfreunden.

  Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu Allgäuer Volksbank Kempten-Sonthofen
Bilanzsumme 2,29 Mrd. € 623 Mio €
Kreditvolumen 1,58 Mrd. € 419 Mio €
betreutes Kundenvolumen 5,07 Mrd. € 1,22 Mrd €
Eigenkapital 198 Mio. € 50 Mio. €
Mitarbeiter 321 85
Geschäftsstellen 22 4