Keine Nachfrage mehr nach Bau-Krediten

Allgäuer Volksbank steigert Bilanzsumme und bietet wieder Zinsen für Festgeld.

Kempten Die Zahlen der Allgäuer Volksbank können sich sehen lassen: 2022 wurden Bilanzsumme und Kundenkreditvolumen deutlich gesteigert, für Festgeld gibt es 2,5 Prozent Zinsen. Und doch haben die beiden Vorstände Klaus Peter Wildburger und Donat Asbach Sorgenfalten auf der Stirn: Seit Sommer 2022 befinde sich der Wohnungsbau im Allgäu im Sinkflug. Aktuell gebe es so gut wie keine Nachfrage nach Baukrediten.

Die Neuzusagen im privaten Wohnungsbau sanken um 7,4 Prozent auf 34,8 Millionen Euro. Trotzdem blicken die beiden Vorstände optimistisch auf das laufende Jahr. "Wir verzeichnen eine rege Nachfrage aus dem Mittelstand. Dabei geht es um Kapazitätserweiterungen, Prozessoptimierungen und energetische Maßnahmen", sagt Asbach.

Im privaten Bereich würden meist nur noch Darlehen für die Erneuerung von Heizungen, energetische Sanierungen und PV-Anlagen nachgefragt.

Das betreute Kundenvolumen aus Anlagen und Krediten stieg im Jahr 2022 auf über 1,2 Milliarden Euro. Wildburger rät den Kunden in der Anlageberatung zu einem Mix aus Immobilienfonds, globalen Aktienfonds und Anlagen wie Gold. Für Einlagen auf dem Sparbuch gibt es noch keine Zinsen, dafür bietet die Volksbank 2,5 Prozent bei Festgeld zwischen zwei und fünf Jahren. "Die zehn Jahre Niedrigzinsphase war einfach Gift für uns", sagt Wildburger. "Ich rechne ab 2024 wieder mit mehr Sonnenschein."

Im Vorjahr erwirtschafteten die Mitarbeitenden der Allgäuer Volksbank ein Betriebsergebnis von 4,3 Millionen Euro. "Wir sind gut gepolstert mit Einlagen", sagt Wildburger. Trotzdem sank das Eigenkapital von 45,3 auf 42,1 Millionen Euro. "Das ist verursacht durch Abschreibungen auf Wertpapiere. Das kommt aber in den nächsten Jahren als außerordentlicher Ertrag wieder zurück", kündigt Asbach an.

Für die beiden Vorstände ist das laufende Jahr ein Übergangsjahr: "Die Ertragslage bleibt schwierig und wir müssen den Zinsanstieg verdauen. Das Neugeschäft läuft sehr schleppend."

Asbach glaubt, dass in den nächsten Jahren der gewerbliche Bereich anzieht: "Der Mittelstand muss angesichts fehlender Arbeitskräfte in Prozessoptimierungen investieren, beispielsweise für Server-Roboter in der Gastronomie."

"Grünen Wandel mitgestalten"

"Ich wünsche mir, dass wir nach der Corona-Krise wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen", sagt Asbach. Eine weitere Belastung ist der Ukraine-Krieg. "Ein Ende des Krieges wäre Frieden für die Menschen in der Ukraine und eine Befreiung der Aktienmärkte. Damit sinkt auch der Druck auf die Energiepreise und die Inflation geht schlagartig zurück", ist sich Wildburger sicher.

"Wir wollen den grünen Wandel aktiv mitgestalten", sagt Wildburger. Er setzt auf eine Multi-Kanal-Strategie für die Kunden: "Trotzdem bleiben wir eine persönliche Bank."

Bei der Vertreterversammlung wurden Helmut Bischof, Alexander Geiger, Michael Städele und Herbert Zötler für weitere vier Jahr in den Aufsichtsrat gewählt.

 

Allgäuer Volksbank 2022

  • Bilanzsumme: 623 Millionen Euro (Vorjahr 592 Millionen)
  • Kundeneinlagen: 389 Millionen Euro (373 Millionen)
  • Kundenkredit: 419 Millionen Euro (394 Millionen)
  • Zusage Private Wohnungsbaukredite: 50 Millionen Euro (54 Millionen)
  • Zusage Gewerbliche Kredite: 35 Millionen Euro (45 Millionen)
  • Kunden: etwa 15.000
  • Mitglieder: 7.997 (8.030)
  • Mitarbeiter: 86 (89)
  • Bilanzgewinn: 175.760,46 Euro (270.000)
  • Dividende: 2,0 %